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Das alte Kloster in Zell-Merl

   


Das Kloster Merl hatte seine Blütezeit Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Es wurde als Zweigstelle des Mutterhauses in Dernbach gegründet. 1883 wurde das Gebäude von den armen Dienstmägden  Jesu Christi bezogen. Die Schwestern wirkten aber schon in den Jahren davor in Merl und Umgebung. Sie wohnten unter schwierigen Bedingungen. Dem sollte das neu erbaute Kloster abhelfen.



Die Schwestern pflegten Kranke und Sieche, auch bei sich im Kloster. Schon bald war der Neubau zu klein und wurde durch mehrere Anbauten und eine Aufstockung erweitert. Leider sparte man dabei an Treppen. Vermutlich nicht aus Sparsamkeit, sondern weil es einfach undenkbar war, dass es eine Zeit geben könnte, in der das Kloster einmal einer anderen Nutzung zugeführt werden könnte.

Um die Jahrhundertwende hielt die Moderne Eingang in Form von Elektrizität und einer Zentralheizung anstelle von Einzelöfen. Da die vielen Kamine nicht mehr gebraucht wurden, wurden Sie als Kanäle für Heizungsrohre, Wasser- und Stromleitungen genutzt.



Der Lauf der Geschichte führte immer wieder zu Änderungen, sei es durch Einquartierung von verletzten Soldaten oder Witwen, Waisen und Flüchtlingen oder durch politische Entscheidungen, die den Schwestern das Annehmen von Almosen für ihre Arbeit verboten. Letzteres brachte die erfindungsreichen Frauen dazu, sich selber mit Lebensmitteln aus dem eigenen Garten zu versorgen und Lohnarbeiten anzunehmen, wie die Wäscherei von liturgischen Gewändern und das Backen von Hostien.

Die Versorgung der Bevölkerung beinhaltete früh die Entstehung von Kindergarten und Schule, sowie einer Nähschule, die sich bis weit in die 50ger Jahre großer Beliebtheit erfreute.



Heute erinnern sich noch viele Merler daran, dass sie hier in den katholischen Kindergarten gegangen sind. Da war das Kloster bereits aufgelöst und säkularisiert. Merler:innen, die vor 1963 geboren wurden, erblickten das Licht der Welt noch im Kloster – oder bei einer Hausgeburt mit einer Schwester.

Nach dem Auszug der Schwestern wurde das Kloster, neben dem Kindergarten, zeitweilig als Mütterkurheim genutzt. Diese Nutzung der Klinik bot sich geradezu an, da die Zimmer alle über ein Waschbecken verfügten und es große Aufenthaltsräume gab.



Nach dem Ende des Mütterkurheims wurden die Räume als Wohnungen vermietet. Bei einer Modernisierung verschwanden die malerischen Sprossenfenster mit den verzierten Rollladenkästen und auch die im Krieg zerstörte Haustür. Der Ersatz machte das Kloster nicht hübscher. Großflächige Doppelglasfenster, für die die Sandsteinfensterlaibungen aufgesägt wurden mit schnörkellosen Rollladenkästen. Die Fenster kamen ohne jegliche Isolierung aus und hatten breite Ritzen neben den Fensterrahmen. . . 

Die meisten Veränderungen der 70ger und 80ger-Jahre waren Verschlimmerungen. Die Haustür bekam zwar ein Vordach, aber die Tür war aus Glas und Metall, undicht und ein deutlicher Stilbruch zu allem Vorhergewesenen.

Als die Mieter auszogen, breitete sich der Kindergarten in den ersten Stock aus und bekam einen neuen Turnraum in der ehemaligen Kapelle. Der gute Eichenfußboden wurde mit Turnboden beklebt. Alle Kindergartenräume, auch die Kapelle wurden mit Kindergartenmotiven bemalt. Klosterküche und Hostienbäckerei wurden als ausgeschlachtet und zu Abstellkammern degradiert. 




Immer wieder kam es zu Wassereinbrüchen durch geborstenen Leitungen. Der bauliche Umgang mit wasserführenden Rohren musste in den letzten Jahrhunderten erst nach und nach gelernt werden.

Dann entsprach der Kindergarten nicht mehr dem Brandschutz und anderen Anforderungen an moderne Kindergärten. So wurde das in die Jahre gekommene Kloster nach einem Jahrhundert im Besitz der katholischen Kirche, etwa fünf Jahrzehnte nach Auszug der Schwestern, an Privatleute verkauft. Die ersten Käufer haben ihre Pläne für die Umorientierung der Gebäude nicht umgesetzt.



Seit Ende 2017 versuchen wir zu zweit das Klostergebäude zu retten, zu restaurieren, zu renovieren und peu à peu technisch auf den neuen Stand zu bringen.